ein stück von konradin kunze. szenische lesungen beim heidelberger stückemarkt 2011 und dem stückemarkt des theatertreffens berlin. uraufführung am staatstheater wiesbaden am 01/12/2012. english translation of this play available at theatre library goethe institute.

„intelligent und keinen moment langweilig“ – faz
„atmosphärisch dichtes schauspiel“ – nachtkritik
„eindrücklich, ohne in realismus zu verfallen“ – frankfurter rundschau
„konzentriertes psychogramm. legt den finger in die wunde“ – hr2-kultur
„du kommst hierher / als großer weltretter / wie alle anderen irren / aber du machst nichts anderes / als den leuten hier / zur last zu fallen / ist dir das klar“
besetzung der uraufführung in wiesbaden:
junger mann – rajko geith
portier – benjamin krämer-jenster
sanitäterin – evelyn m. faber
tochter des portiers – sybille weiser
inszenierung – tilman gersch
bühne und kostüme – jelena miletić
dramaturgie – barbara wendland
ein heruntergekommenes hotel in einer kleinen stadt in einem krisengebiet, weit weg von der landeshauptstadt. ein junger mann, ausgerüstet nur mit einem rucksack und einer kamera. zuhause hat er in den medien eine „militärische intervention“ in dem fernen land verfolgt, bei der deutsche soldaten und einheimische polizisten bei einer straßenkontrolle zivilisten erschossen haben, darunter kinder. er beschließt, dorthin zu reisen und die hintergründe aufzuklären.
in der hotel-lobby trifft der selbst ernannte reporter auf eine gin trinkende sanitäterin mittleren alters, die irgendwo da draußen in einem flüchtlingslager arbeitet. ansonsten gibt es nur noch den hotelportier und seine fast erwachsene tochter. wie es der stücktitel „foreign angst“ andeutet, verständigen sich die personen in einer mischung aus deutsch und gebrochenem englisch, mit seiner tochter spricht der portier auch in der landessprache.
im sprachengewirr dieser vier gestrandeten entsteht ein albtraum aus missverständnissen und unklar formulierten intentionen. der in der fremde erlebte thriller könnte auch „german angst“ heißen, denn er spielt sich nicht zuletzt im kopf des protagonisten ab. eine tückische magenkrankheit fesselt ihn ans bett, seine ausrüstung wird gestohlen, er hört ferne schüsse – seine eigentliche mission rückt in immer weitere ferne. am ende des angstgetriebenen albtraums verbarrikadiert er sich im hotelzimmer, die kalaschnikow im anschlag, die er gegen sein gesamtes geld eingetauscht hat. (zusammenfassung: iris laufenberg)
2 damen, 2 herren. in deutsch, broken english und pashtu.
alle rechte beim autor.
pressestimmen zur uraufführung:
„es ist die subjektive sicht des jungen mannes, samt seinen videovisuell vermittelten Alpträumen, aus der das stück und der regisseur tilman gersch die prototypische geschichte stationenhaft erzählen. (…) die mission, der sich der mann verschrieben hat, kann nur scheitern wie das unterfangen, mittels einer ‚militärischen intervention‘ werte in eine region zu bringen, die nach eigenen gesetzen funktioniert. nicht gescheitert ist aber das theater, dem es mit seinen mitteln gelungen ist, das wesen einer wirklichkeit eindrücklich zu spiegeln, ohne sich in einem dokumentarischen realismus zu verlieren.“
frankfurter rundschau
„die schrill-naive unbedarftheit, mit der rajko geith diesen törichten weltverbesserer sein stereotypes zeitungs-halbwissen herausposaunen lässt, macht einen beim zusehen wütend. vielleicht auch, weil man ähnlich selbst schon dachte? (…) wo man auch ansetzt, man kommt aus den widersprüchen nicht heraus, gutes wird hier böse, das scheinbar so richtige handeln erweist sich als falsch, und am ende ist nur gewiss, dass aus diesem afghanischen wirrwarr niemand mit heiler haut herauskommt. (…) das stück (stellt sich) intelligent und keinen moment langweilig der auseinandersetzung mit der tagesaktuellen gegenwart. und vielleicht ist man als zuschauer künftig mit eindeutigen urteilen über das afghanistan-dilemma ein wenig vorsichtiger.“
frankfurter allgemeine zeitung
„in seinem stück mit dem schönen titel ‚foreign angst‘ schickt konradin kunze einen namenlosen protagonisten ins herz der finsternis. kunze arrangiert das als thrillerhaftes kammerspiel mit ungewissem ausgang. dabei weiß er ebenso viel von der angst in der fremde wie der angst der fremden. dem jungen mann passiert aber erst nur das, was den meisten passiert, die weit reisen: er versteht die sprache nicht, er bekommt durchfall und er wird beklaut. dann eskaliert die lage (…) und es ist nicht mehr die freiheit der anderen, die am hindukusch verteidigt wird, sondern sein eigenes kleines leben. viel mehr geschieht nicht in diesem kleinen, atmosphärisch dichten schauspiel, das kunze im vergangenen jahr bei den stückemärkten in heidelberg und in berlin präsentierte.“
nachtkritik
„konradin kunze (entwirft) ein konzentriertes psychogramm einer typisch westlichen haltung. ‚foreign angst‘ hinterfragt unsere überzeugung, demokratie und menschenrechte überall auf der welt nach unserer vorstellung verwirklichen zu wollen. das stück legt den finger in die wunde: es spiegelt fehlgeleitetes gutmenschentum, unsere ängste und vorurteile in der konfrontation mit dem fremden – und verdeutlicht, warum ein krisengebiet kein abenteuerspielplatz ist.“
hr2-kultur
pressestimmung zur szenischen lesung:
„konradin kunze zeigt die hilf- und ausweglosigkeit solcher – ob nun privater oder politischer – einmischung in anderer angelegenheiten, streift konzentriert kulturelle konflikte oder auch helferische hybris. es ist kein text großer politischtheoretischer reflexion, es ist ein sehr szenisch gedachtes, lebendig
gestaltetes gedankenspiel über den umgang mit dem und den fremden.“ swr 2